Platzprobleme

Schiffsmodellbauer teilen sich mit Enten und Schwänen irgendein Gewässer, Modellfliegern genügt ein windiger Hang oder eine abgelegene Wiese, eine ruhige Nebenstraße oder ein leerer Parkplatz ist für ferngesteuerte Automodelle geeignet. Wir Dampfbahner dagegen brauchen einen besonderen Spielplatz. Selbst wer den eigenen Garten mit der Schiene verkehrstechnisch voll erschlossen hat, nimmt lieber allein die Argusaugen der Nachbarn auf sich, statt jeden Monat ein Volksfest zu veranstalten. Erster zentraler Treffpunkt war für uns die damals beim "Gocklwirt" in Baierbach gelegene Anlage von "Altmeister" Reithmaier.

Zum Kennenlernen der Dampfbahnerei und für die ersten DBC-Treffen war sie zwar gut geeignet, für den Verein mußte jedoch eine eigene Anlage her. Es wurde auch tatsächlich ein schönes Grundstück beim "Reithof" in Feilnbach gefunden. Eine ebene Wiese, daneben ein Bach, und nur ein paar hundert Meter vom Gasthaus entfernt, ein fast idealer Platz, um sich ungestört austoben zu können, was wir auch taten. 1971 wurde geschuftet wie beim Bau der ersten transkontinentalen Bahn in Amerika und im Herbst konnte das 5.DBC-Treffen hier stattfinden.

Etwa 40 ausgediente Bahnschwellen wurden der Länge nach auf Splitt gelegt, und darauf die Gleisstücke genagelt. Die Schwächen dieser Bauweise konnten sich nicht mehr auswirken, da wir 1972 den Platz räumen mußten. Mit Sack und Pack und allen Schwellen zogen wir um auf das malerische Grundstück J.Holzapfels in Rottenried bei Gilching. Schon die Vermessungsarbeiten bei naßkaltem Wetter auf matschigem Boden waren ein Erlebnis. Die Hanglage machte einen langen Einschnitt erforderlich, die ersten Pfosten für die gegenüber liegende Brückenstrecke in schwindelnder Höhe waren auch schon gesetzt. Es hätte eine, wenn auch abgelegene, aber doch sehr schöne Anlage werden können, wenn sie sich nicht mitten im Landschaftsschutzgebiet befunden hätte. Die mißtrauische Jägerschaft hatte uns erst von weitem mit dem Fernglas beäugt und dann verraten. Dem amtlichen Räumungsbefehl mußten wir im Sommer 1973 Folge leisten. Das bedeutete wieder Schwellen schleppen.

1974 konnten wir sie in einer stillen Ecke des endlich gefundenen Grundstücks bei Baiernrain zu einem massiven Block stapeln. Das etwa 5000 qm große, mit sehr gesundem und schnell nachwachsendem Gras bedeckte, ebene Gelände wird an zwei Seiten von Wald, an der südwestlichen Längsseite von einer Gemeindestraße und an der Nordseite von einem Acker begrenzt. Auf der anderen Straßenseite liegen Fußballplätze, deren Benutzer oftmals an einem Spieltag mehr Remmidemmi verursachen, als wir im ganzen Jahr zusammen Die nächsten Ortschaften sind erst in einiger Entfernung in der hügeligen Voralpenlandschaft zu sehen. Erst 1990, während des Gleisneubaues, wurden Sträucher gepflanzt, die der vormals kahlen Fläche ein ansprechenderes Aussehen verleihen. Anfangs reckten sich dünne Zweiglein mühsam durch das hohe Gras, mittlerweile gehen die ersten Abschnitte in einen urwaldähnlichen Zustand über. Entlang der Straße sollen sie als auch im Winter wahrzunehmende Abgrenzung des Gleisbereichs dienen. Mehrmals hatten dort abgelegte Baumstämme die Schienen blockiert und vereinzelt auch verformt. Bei Kabellegearbeiten der Post entrollte im Winter 76/77 eine Kabelrolle und hinterließ im Gleis einen tiefen Eindruck.

Auch unsere im Wald erbaute Hütte wurde, bei Einbruchsversuchen, beschädigt. Ansonsten haben wir in dieser Hinsicht keine Beeinträchtigungen erfahren müssen. Solche kamen in ganz anderer Art einmal 1983 vom Landratsamt, das, von Unbekannten angestachelt, uns vertreiben wollte. Juristisch gut beraten, konnten wir erreichen, daß unsere Anlage wenn auch nicht nachträglich genehmigt, so doch geduldet werden konnte. Zum anderen 1990, als der Sportverein in seine Erweiterungspläne unser, von einem Bauern in Steingau gepachtetes Grundstück, miteinbezog. Aber auch dieser Kelch wanderte an uns vorbei. Immer wieder wurde der Wunsch nach einem Platz mit mehr Möglichkeiten zur Anlagengestaltung geäußert. Gemessen an der Tatsache, daß es fast aussichtslos ist, eine Liegenschaft mit ähnlich guten Bedingungen zu finden, können wir mehr als zufrieden sein, daß wir noch da bleiben können, wo wir sind.

Der eiserne Pfad

In der "Pionierzeit" der hiesigen Dampfbahnerei stießen die Vorstellungen manches Modellbahners vom vorbildgetreu geschotterten Holzschwellengleis mit der Realität des Herstellungs- und Wartungsaufwandes, dem Platzbedarf und der unterschiedlichen Spurweiten und Baugrößen unsanft zusammen. M.Knupfer sagte damals sinngemäß: "Wenn Sie eine Lok fahren, schauen Sie nur in den Führerstand und nehmen das Gleis kaum wahr!" (wenig später brachte er sein bekanntes Modellgleis mit gekröpften Stahlschwellen auf den Markt.) Schließlich gibt es noch den Unterschied zwischen privater Gartenbahn und Vereinsgleisanlage und natürlich die Kostenfrage.

Wir brauchten für Feilnbach eine rasch zu erstellende, preiswerte Fahrunterlage. A.Lallinger hatte übriges Gleismaterial aus geschweißten Stahlprofilen (Schienen: 12,5x10,5x4mm U, Schwellen 20x3mm Flach) mit 144mm Spurweite, das mit zwei zusätzlichen 6x12-Flacheisen auf die Spuren 3,5 und 5" erweitert wurde. In Großkarolinenfeld lag der erste Gleisstrang vor dem "Altwirt" auf der Straße. In der Folge wurde in H.Wittmann´s legendärer Werkstatt in der Baaderstraße die restlichen Gleisstücke für das geplante Oval gebaut ;eine gute Möglichkeit, Elektroschweißen zu lernen (beginnt mit Elektroden pflanzen, bizz-bizz-mmmmmmmmm!). Diese Gleise lagen dann in Mühldorf und Rosenheim bei DB/DEZ-Veranstaltungen und wurden erstmals in Feilnbach fest auf Bundesbahnschwellen (der Länge nach verlegt) montiert.

Danach sollten sie nach Rottenried, landeten aber erst einmal in einem Zwischenlager. Einige gerade Stücke wurden 1974 in Abensberg verwendet, um ein speziell für diese DB-Veranstaltung gebautes transportables Gleisoval, bei dem die geraden Streckenteile schlicht vergessen worden waren, zu ergänzen. Schließlich lagen sie endlich in Baiernrain, diesmal mit unzähligen Holzschwellen auf einen gezimmerten Holzunterbau genagelt. Die Wanderschaft und die mit den Jahren schwindende Unterlage blieben nicht ohne Wirkung: Schienen und Schwellen krümmten sich unter der Last des Alters. Beherzte Hammerschläge, Schweißgerät und Flex kamen immer öfter zum Einsatz. Die Zug um Zug erfolgte Erneuerung des Unterbaues mit eingegrabenen, selbstgefertigten Betonpfosten und aufgelegten 30x50x5 mm Winkeleisen gab ihnen dann den Rest.


Zurück