Kreisverkehr

Die ersten regelmäßigen Fahrtage gab es 1972 in Feilnbach, monatlich einmal. In der Folge gab es u.a. eine Dampf-Sonnwendfeier mit einem großen Feuer, welches zunächst mit mitgebrachten Motorradverpackungen genährt wurde, später aus der näheren und weiteren Umgebung mit Holz, welches zum Teil Springreiterhindernissen verdächtig ähnelte. Auch Regen konnte uns nicht abschrekken. Noch heute in Erinnerung ist der Fahrtag, an welchem R.Ofenstein am "Reithof" unter einem Vordach seine Lok anheizte, um sie mit dem Auto, eingehüllt in eine Dampfwolke, die aus allen Fenstern quoll (Ausruf eines Passanten: "Sie, Ihr Auto brennt!"), zur Anlage zu bringen. Um sich vor der Unbill der Witterung zu schützen, wurde ein Sonnenschirm auf den Flachwagen gestellt, und dieser kreiste dann zum allgemeinen Gaudium, eine weiße Wolke mitziehend, als einzig sichtbarer Bestandteil des Zuges durch das fast meterhohe nasse Gras.

Leider mußten wir dann für fast vier Jahre unser frohes Treiben unterbrechen, bis wir im September 1976 den ersten Fahrtag in Baiernrain abhalten konnten. Je nach Lust, Laune und Wetter kamen mal mehr, mal weniger, die größte Anziehungskraft hatten die Nachtfahrtermine, die ab 1983 einmal im Jahr stattfanden. Bei schönem Sommerwetter wurde bis spät in die Nacht gefahren. Die fröhliche Schar von Mitgliedern, teilweise mit Familie und Gästen, die bunten Lichter der Züge und Laternen, manchmal auch Lichterketten und Fackeln, der Duft von Gegrilltem, die Zelte mit Tischen und Bänken, dazu die allmählich in der Dunkelheit versinkende Umgebung, das alles erzeugte eine sehr schöne, fast romantische Atmosphäre. Freilich gab es auch andere Abende, an denen wir frierend herumzitterten und vergeblich auf heißen Kaffee hofften oder mit vereinten Kräften tropfnaß die Zelte im Gewittersturm festhalten mußten, während bei einem ähnlich verregneten Abend ein Motorradhelm zum Aquarium wurde.

Überhaupt das Wetter: in den ersten Jahren wurde, auch wenn es nur eventuell nach Regen aussah, wild herumtelefoniert, abgesagt und widerrufen, bis wir beschlossen, daß keine Absage mehr erfolgt (oft genug war es ab Mittag dann doch noch schön), sondern der Fahrtag nötigenfalls nachgeholt wird. Einige Male trafen wir uns sogar zu Silvester, einmal bei frühlingshaften Temperaturen, aber auch bei hohem Schnee, und bei einer, recht kurzen, Fahrt ist mir das Speisewasser eingefroren. Das traditionelle Andampfen im März mußte mehrmals verschoben werden, während sich der Herbst manchmal bis zum Dezember hinzog.

Jahrelang waren immer dieselben und immer weniger Zirkuspferde zu sehen, selten gesellte sich eine neue Lok dazu. Das arg mitgenommene Gleismaterial und der wieder zu Erde werdende Holzunterbau büßten an Attraktivität ein. Das neue Gleis hat dagegen einen enormen Auftrieb gegeben. In den letzten Jahren waren 10 Triebfahrzeuge pro Fahrtag keinesfalls die Ausnahme, auch viele neue Dampf- und Stromverbraucher entquollen den Werkstätten, teilweise in herkömmlicher Bauweise, aber auch, dem Zug der Zeit folgend, mit modernster, meist auch funktionierender Elektronik ausgestattet. Da hatten auch die zahlreichen Zaungäste einiges zu schauen


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